Erfahrungen Betroffener

Ich hab’s geschafft
Mein Kind ist behindert … uns geht es gut
Meine Erfahrung mit der Pränataldiagnostik
Die Reise zum Kind
Schwangerschaftsabbruch
Haus für Mutter und Kind


Ich hab’s geschafft

Am 11. Mai 2005 machte ich einen Schwangerschaftstest, da ich einfach das Gefühl nicht los wurde schwanger zu sein. So auch der ernüchternde Blick auf den Schwangerschaftstest, der mir eindeutig das bestätigte, was mir mein Gefühl sagte: SCHWANGER!!!

Da ich mit meinem Freund erst drei Monate zusammen war und wir noch weit davon entfernt waren über ein Kind nachzudenken, schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Mein Freund war sich absolut sicher, dieses Kind nicht haben zu wollen, er war noch nicht bereit für die Vaterrolle. Zuerst wollte er das Studium beenden und sich eine Existenz sichern, bevor er sich über Kinder Gedanken machen würde.

Mir zog diese Nachricht regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Ich, die schon Karrierepläne schmiedete, die am Ende des Studiums stand und bereits einen tollen Job in Aussicht hatte, sollte jetzt schwanger sein. Sollte mit einem dicken Bauch herumlaufen und zu Hause sitzen und für ein Kind Tag und Nacht 24 Stunden zur Verfügung stehen? Ich war am Boden zerstört. Einerseits liebe ich Kinder über alles und wollte auch immer irgendwann mal Kinder haben, aber andererseits doch nicht jetzt zu diesem schlechten Zeitpunkt.

Die Freunde und Familie meines Freundes stellten sich klar auf die Seite meines Freundes: Die einzige Entscheidung, die wir treffen könnten, sei, dieses Kind abtreiben zu lassen. Schnell wurde ein Beratungstermin bei pro:woman in Wien vereinbart, um das „Problem“ aus der Welt zu schaffen. Mein Freund und ich nahmen diesen Termin wahr und ließen uns ausführlich beraten. Man hielt mir einen Termin für die Abtreibung frei. Da ich ja aus Liebe zu meinem Freund nach Wien gezogen war, fühlte ich mich in dieser Situation sehr alleine. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und entschied mich, bevor ich mein Kind abtreiben lassen würde, noch nach Salzburg zu meiner Familie zu fahren, um dort noch mal Kraft zu tanken.

Doch dieses Wochenende entwickelte sich ganz anders als erwartet. Meine Familie organisierte einen Grillabend mit all meinen Freunden. Die wussten bereits von meiner Schwangerschaft und gerade deshalb war es ihnen wichtig, mit mir noch mal ausführlich darüber zu sprechen, bevor ich den Termin am darauf folgenden Samstag wahrnehmen würde. Ich fühlte mich endlich verstanden in meinem Problem und fühlte tief in meinem Inneren, dass die Entscheidung, das Kind zu behalten, für mich eigentlich schon gefallen war. An diesem Abend war es mir, als falle ein Stein von meinem Herzen, ich fühlte mich so erleichtert, endlich eine Entscheidung in dem Wirrwarr meiner Gefühle getroffen zu haben. Es tat gut zu wissen, Menschen in meiner Umgebung zu haben, die zu 100 Prozent hinter mir stehen, egal was passiert.

Ich fuhr wieder nach Wien zurück mit sehr gemischten Gefühlen, einerseits freute ich mich endlich zu wissen, was ich will, aber andererseits wusste mein Freund noch nichts von meiner Entscheidung, die unser beider Leben gravierend ändern sollte. Ich traute mich auch nicht, ihm diese von mir getroffene Entscheidung mitzuteilen und so verstrich die Zeit bis zum Vorabend des Termins der Abtreibung. Mein Freund und ich hatten bis zu dem Zeitpunkt nicht mehr über die Schwangerschaft bzw. Abtreibung gesprochen, da ja die gemeinsame Entscheidung, das Kind abtreiben zu lassen, schon gefallen war. Als er mich jedoch am Abend davor fragte, ob ich Angst hätte vor dem morgigen Tag, erzählte ich ihm von meiner geänderten Entscheidung.
Er fiel aus allen Wolken und wusste gar nicht, wie ihm geschah. Ich erklärte ihm meine Situation und tat ihm meinen Willen kund, dies alles alleine durchzustehen, falls er den Weg einfach nicht gemeinsam gehen wolle.

Die Zeit danach war für uns beide sehr schwierig. Für mich, weil ich sehr alleine war in Wien, da ich keinen hatte, der sich mit mir über meine Schwangerschaft freute. Und für meinen Freund andererseits, weil er kein Kind wollte und sich einfach nicht in der Vaterrolle sehen konnte. Er versuchte in der Zeit sehr stark zu sein und mich so gut es nur ging zu unterstützen. Nur gelang es ihm leider nicht immer, und so gab es Wochen, wo er in ein immer wiederkehrendes Loch fiel und nichts mehr mit mir redete und keine Emotionen zeigte. Diese Zeit war sehr schlimm für mich und ich habe darunter sehr gelitten. Aber trotzdem glaubte ich an ihn und an unseren gemeinsamen Weg, den ich nie aus den Augen verloren hatte. Diese Beharrlichkeit hat sich letztendlich ausgezahlt, da wir durch diese Situation stärker verbunden wurden.

Am Ende dieser Achterbahn angekommen, setzten meine Wehen ein, und mein Freund unterstützte mich tapfer, die Geburt unseres Sohnes durchzustehen. Bis zu diesem Zeitpunkt zweifelte er noch immer an seinen Fähigkeiten einen guten Vater darzustellen, der reif genug sein würde, für seine Familie zu sorgen.

Am 3. Jänner 2006 um 4:05 Uhr kam unser Sohn Nicolas zur Welt. Da ich nach der Geburt nachversorgt werden musste, wurde mein Freund beauftragt, unseren Sohn zu waschen und ihn anzuziehen und ihm in seiner ersten Stunde in dieser für ihn neuen Welt Geborgenheit zu geben. Als ich vom OP zurückkam, sah ich den stolzen Papa mit seinem Sohn am Arm und einem Lächeln im Gesicht. Das war der Moment, wo mein Freund alle seine Zweifel losgelassen hatte und sich auf die Vaterrolle vollends eingestellt hat.

Nicolas und sein Papa haben heute noch eine phänomenale Vater-Sohn-Beziehung. Es verbindet sie ein Band, das niemand zu trennen vermag.
Heute ist Nicolas der ganze Sonnenschein unserer Familie. Jedes Familienmitglied, ob Oma oder Opa, alle Kritiker meiner Schwangerschaft lieben unseren Nicolas über alles und könnten sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Jede Minute mit ihm, jeder Augenblick gibt uns so viel an Energie und Freude zurück. Auch die Beziehung zu meinem Freund ist besser denn je. Auch wenn man mit Kind weniger Zeit zu zweit hat und es oft drunter und drüber gehen kann, wir halten zu einander. Die harte Zeit, die wir gemeinsam durchgestanden haben, hat uns einander näher gebracht und den Grundstein für eine glückliche Familie gelegt.


Mein Kind ist behindert… uns geht es gut

Meine zweite Tochter war ein Wunschkind … freilich ein ziemlich spätes. Nach einigen Fehlgeburten war sie endlich unterwegs. Mein Mann und ich waren schon etwas ältere Eltern, aber wir machten uns keine Sorgen, zumal unser älteres Kind „pumperlgsund“ war. Meine Schwangerschaft verlief problemlos und ich sah ohne Angst einem Kaiserschnitt entgegen, der wegen der Lage des Kindes angesagt war. Ich habe alle Kontrollen des Mutter-Kind-Passes gemacht, aber die Fruchtwasseruntersuchung bzw. weitere Tests und Blutuntersuchungen, zu denen mein Frauenarzt aufgrund meines Alters geraten hatte, abgelehnt. Ich war mir einfach sicher, dass das Kind gesund wäre bzw. vielleicht wollte ich auch gar nichts anderes wissen.

Klara kam Ende Dezember per Kaiserschnitt auf die Welt. Sie wurde von der Entbindungsstation sofort in die Kinderklinik gebracht, weil anscheinend etwas mit ihrem Herzen nicht stimmte. Der Schreck war riesengroß. Am nächsten Morgen wurden mein Mann und ich mit der Diagnose konfrontiert, dass unser Kind das Down-Syndrom hat. Zuerst habe ich stundenlang geweint, aber dann wurde mir mein Baby zum Stillen gebracht, wider Erwarten klappte das auf Anhieb.

Klara ist ein sehr gesundes, kräftiges Baby mit einer Behinderung, die sie freilich jetzt noch nicht sehr behindert. Sie ist ein bisschen langsam beim Gehen- Lernen und Sprechen-Lernen, aber ist das so schlimm? Vielleicht wird es noch schwierige Situationen geben, aber momentan geht es uns gut.

Was hätte ich bloß getan, wenn ich es gewusst hätte, als sie unterwegs war. Wir können uns nicht vorstellen, wie es wäre, wenn es sie nicht geben würde – sie lacht so lieb!


Meine Erfahrung mit der Pränataldiagnostik

Mein viertes Kind erwartete ich als „Spätgebärende“, übrigens wie die anderen vorherigen auch. Bei der ersten Ultraschalluntersuchung in der 11. Woche stellte die Gynäkologin eine „auffällige“ Nackenfalte fest und meinte, dies müsse angesichts meines Alters abgeklärt werden.

Sie organisierte einen Termin in der Pränatalambulanz um eine Chorionzottenbiopsie durchführen zu lassen. Mir waren all diese Begriffe fremd, ich verstand nur, mein Kind könnte behindert sein. Die Ärztin rief mich noch am selben Abend an, mit den Worten „das Kind könnte auch gesund sein“. Ich war ziemlich in Panik und begann herumzutelefonieren, um zu erfahren ob diese Untersuchung meinem Kind schaden könnte. Die einen beruhigten mich, die anderen rieten mir von dieser Untersuchung
ab, da diese nur eine Vorentscheidung zur Abtreibung sein würde. Ich ging in die Pränatalambulanz, um den Termin wahrzunehmen, jedoch schon entschlossen, keine Untersuchung machen zu lassen. Mein Mann meinte, es wäre gut, sich vorzubereiten, falls das Kind behindert sein würde. Die Stimmung im Warteraum war schon sehr bedrückend für mich, da saßen Frauen mit teilnahmslosem Blick, die auf ihren Termin warteten. Der Arzt erklärte mit die Untersuchung anhand des Ultraschalls: Er würde Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut entnehmen, um dann festzustellen, ob mein Kind behindert sein würde. Ich hatte die Vorstellung, dass er mit einem Schürhaken in meinem
Leib fahren würde, vorbei an meinem Baby, das vom Ultraschall gerade aufwachte. Ich sah die kleinen Hände, die sich ausstreckten, jeden einzelnen Finger und versprach innerlich: „Ich werde dir nichts tun“. Der Arzt rechnete mir noch an einem Computer die Wahrscheinlichkeit diverser Behinderungen aus, was ich als äußerst unsensibel von ihm empfand. Also 50:50 stand es nach seiner Rechnung. Ich lehnte den Eingriff ab, worauf er ganz erstaunt meinte, warum ich dann hergekommen sei. Übrigens könne man später noch eine Fruchtwasseruntersuchung machen, falls ich es mir überlegen würde. Wenn das Kind behindert ist, wäre dann eine medizinische Indikation möglich. Doch all seine Erläuterungen ließ ich nicht mehr an mich heran.

Die weiteren Mutter-Kind-Pass Untersuchungen bei meiner Gynäkologin verliefen „unauffällig“, wobei sie es nicht lassen konnte, fast jedes Mal den Satz „Es könnte auch gesund sein“, fallen zu lassen. Da das Baby bei jeder Untersuchung wie die anderen Geschwister aussah, war ich ruhig, obwohl ich zwischendurch immer wieder in Angst verfiel. Später las ich in einem Geburtsvorbereitungsbuch, dass viele Kinder nach einer Chorionzottenbiopsie ohne Beine auf die Welt kämen.

Die Geburt war eine Traumgeburt, die Schmerzen direkt erträglich und Matthäus kam gesund mit 3,5 kg auf die Welt. Gott hatte uns durch diese schweren 7 Monate durchgetragen und unser Vertrauen mit Glück beschenkt.


Die Reise zum Kind

Ich war mir nicht sicher, ob ich es wissen wollte, oder ob ich den Kopf noch ein paar Tage in den Sand stecken sollte, um mich vor einer Entscheidung zu drücken. Also dauerte es noch einige Zeit, bis ich den Gang in die Apotheke antrat. Mein Körpergefühl sagte mir zwar, dass ich mir diesen Weg sparen konnte, doch ich holte mir diesen Test dann doch noch.

Zu Hause angekommen, begann ich alles mögliche aufzuräumen, zu putzen und so weiter, um nur nicht diesen Test machen zu müssen. Schlussendlich dachte ich mir, ich fühle ohnehin, dass ich schwanger bin, also kann ich diesen Test genauso gut machen, es ändert nichts mehr an der Situation. Also hielt ich mich genau an die Anweisungen in dem Beipacktext und wartete geduldig die Zeit ab. Doch der Streifen zeigte sofort das positive Ergebnis an. Nun saß ich da und musste eine Entscheidung treffen. Ich war 32 Jahre alt, wollte ein Kind, aber natürlich nicht unter diesen Voraussetzungen. Jede Frau stellt sich diese Situation doch eigentlich anders vor. Ich grübelte hin und her, wog die positiven und negativen Aspekte ab und fühlte doch in meinem Innersten, dass ich dieses Kind bekommen wollte, mit allen Risiken und dem Bewusstsein, es wahrscheinlich alleine großziehen
zu müssen.

Am nächsten Morgen hatte ich diese Entscheidung bereits schon wieder x-Mal verworfen und dann doch wieder nicht. Es war eine furchtbare Zeit. Als ich dann dem werdenden Vater die – eigentlich freudige Nachricht – überbrachte, war die Antwort wie ein Faustschlag in mein Gesicht. „Ich will kein Kind“, war seine Antwort. Ich ging wortlos davon.

Nach ein paar Tagen bekam ich Blutungen und musste ins Krankenhaus. Dort lag ich nun – musste ich ja – und hatte den ganzen Tag Zeit zum Nachdenken. Also entschied ich mich dafür, dass Gott mir diese Entscheidung über Leben und Tod abnehmen würde und das hat er dann auch tatsächlich getan. Von diesem Tag an wünschte ich meinem Kind alle möglichen Dinge. Diese Reise zum Kind, wie sie uns später im Schwangerschaftsvorbereitungskurs von unserer Hebamme empfohlen wurde, machte ich allabendlich zu einem Ritual, das ich damals in der Badewanne vollzog – meine Tochter ist heute neun Jahre und gesund.


Schwangerschaftsabbruch

Es lässt sich nicht verdrängen

Ich war 22 Jahre und mitten in einer sehr schwierigen Beziehung, die weder für mich noch für meinen Partner gut war. Als ich erfuhr, dass ich schwanger sei bekam ich Panik, weil ich glaubte, dass ein Kind in dieser Situation eine Katastrophe wäre. Ich nahm diesen Vorwand als Entschuldigung für mich selbst, mich zu einer Abtreibung anzumelden. Meine Eltern rieten mir ab, aber trotzdem entschloss ich mich, da es so einfach war. Im Wartesaal am Fleischmarkt in Wien saß ich mit sechs anderen Mädchen, die Mehrzahl war schon öfter hier gewesen, eine davon bereits das zehnte Mal.

Ich hatte den Eingriff nach ein paar Tagen verdrängt gehabt, aber mir wurde plötzlich bewusst, dass ich mich als Frau nicht gern hatte, meinen Unterleib nicht mochte, mich nicht lieben konnte. Ich bekam schwere Essstörungen, ich konnte mich einfach selbst nicht mehr annehmen. Auch hatte ich nicht die Kraft, mich aus meiner unglücklichen Beziehung zu lösen. Es war sehr quälend und ging einige Jahre so dahin.

Auf der Suche nach mir selbst probierte ich alles Mögliche aus: Sternzeichendeutung, Heilpflanzen, Wahrsagerei, Esoterik und alles was sich sonst noch anbot. Es führte langfristig gesehen nicht zum Ziel. Erst als ich begann, mich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen und ihn – vorerst prüfend, aber dann von ganzem Herzen – annahm, wurde mir bewusst, dass ich einen Menschen getötet habe, als ich mein Kind abtrieb, so klein es auch war. Als gläubiger Mensch konnte ich das zum ersten Mal vor mir selbst zugeben und mir letztlich selbst vergeben, weil Gott mir schon längst vergeben hatte. Von da an begann für mich ein Heilungsprozess, der drei Jahre dauern sollte und nicht leicht war. Ich denke, es ist eine Lüge, wenn Menschen glauben, dass eine Abtreibung spurlos an einem vorüber geht. Ich würde heute jeder Frau von diesem Schritt dringendst abraten und sie warnen, egal in welcher Situation sie gerade steht, da wir nicht das Recht haben, über ein Menschenleben zu entscheiden.

Den Frauen, die das gleiche erlebt haben wie ich, wünsche ich, dass auch sie Gottes Vergebung erfahren. Fall es jemandem hilft, kann er/sie gern ein Mail an das „Forum Neues Leben“ schreiben, mit der Bitte, es an mich weiterzuleiten.

Es ist schwer zu ertragen

Ich habe einen Schwangerschaftstest gemacht, und er war positiv. Ich habe meinen Freund angerufen, und für ihn war es keine Frage, also auch für mich nicht. Ich fürchte, ich bin meinem Freund böse, dass er mich nicht selbst entscheiden ließ. Aber ich liebe ihn so sehr. Ich sage mir, ich hätte selbst mehr nachdenken müssen. Wenn ich auch noch jung bin, so glaube ich, dass mir meine Familie geholfen hätte. Jedes Jahr zur selben Zeit, am Tag an dem mein Kind auf die Welt kommen hätte sollen, steigt in mir ein Schmerz auf. Ich frage mich, was es heute wäre, ein Junge oder ein Mädchen? Ich habe das Gefühl, ihm sein Leben geraubt zu haben. Ich fühle mich leer. Aber damals sagte ich mir, dass es so besser für das Kind sei: Es gab mehr Gründe, die für die Abtreibung sprachen. Trotz allem bereue ich es. Wir waren jung und hatten keinerlei Abschluss. Aber vor allem dachten wir, dass es uns nicht möglich sei, ihm ein glückliches Leben zu bieten, dass man nicht ein Kind zur Welt bringt, wenn man nicht die Mittel hat, es großzuziehen. Es ist schwer sich zu sagen, dass ein Kind hätte leben können. Niemand versteht das. Ich fühle mich damit wirklich ganz allein. Und es ist wirklich schwer zu ertragen.

Er war nicht bereit …

Seit zwei Jahren lebe ich mit meinem Freund zusammen. Vor jetzt eineinhalb Jahren habe ich abgetrieben. Als ich erfuhr, dass ich schwanger war, sagte ich mir, dass das schön sei. Mein Freund hat die Nachricht sehr schlecht aufgenommen und wollte, dass ich abtreibe. Er war 29 und ich 27 Jahre alt. Beide hatten wir eine Anstellung. Er sagte mir, es sei für ihn zu früh. Aber „ich werde bei dir sein“. Am Tag danach ging er mit Freundinnen aus … und ließ mich alleine zurück … Seither leide ich unter Depressionen und bin in psychologischer Behandlung, aber ich bin immer traurig. Ich denke daran zurück, wie mein Vater zu mir sagte, wie glücklich er sein werde, wenn ihm ein Enkelkind angekündigt werden würde …

Mein Kind war behindert

Vor zwei Jahren habe ich mein Kind verloren. Es war ein Wunschkind. Dann hat man im Ultraschall Probleme festgestellt. Man empfahl mir eine Fruchtwasseruntersuchung. Ein Schock: mein Kind hatte Down-Syndrom. Mit meinem Freund haben wir uns zu einer Abtreibung entschlossen. Es war schwer. Aber wir dachten es sei besser für mein Kind, dessen Leben schwer sein würde, besser auch für uns, denn wir waren uns nicht sicher, ob wir diesen Anforderungen gewachsen sein würden. Wenn ich Ihnen heute schreibe, dann deshalb, weil es mir sehr schlecht geht. In meinem Musikunterricht habe ich seit einigen Wochen einen Jungen mit Down-Syndrom. Wenn ich ihn sehe, denke ich an mein Kind. Er freut sich wirklich seines Lebens und sein Leben ist lebenswert. Ich begreife nun, dass das Leben meines Kindes anders gewesen wäre, als ich es mir vorgestellt hatte, dass ich es sehr wohl großziehen hätte können … Warum hat mir das damals niemand gesagt? Ich kann nicht aufhören zu weinen. Ich habe mit meinem Freund darüber gesprochen … und auch er sagt, dass es für ihn schwer ist. Aber dass es der Vergangenheit angehört und dass man es vergessen muss. Ich aber kann es nicht vergessen.


Haus für Mutter und Kind

Aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation in Ostdeutschland kam ich vor zwei Jahren nach Salzburg, um eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau „Fleisch- und Wurstwaren“ (Fleischhauerei) zu machen. Ich war fleißig und deshalb bei der Chefin und den Kolleginnen beliebt. Im November 2008 entdeckte ich, dass ich überraschend schwanger war!

In der 8. Schwangerschaftswoche wurde ich von der Sozialarbeiterin der Berufsschule auf das „Haus für Mutter und Kind“ hingewiesen. Ich nahm mit der Beraterin der „Aktion Leben“ Kontakt auf, wir führten ein Erstgespräch. Mein Ziel war es bis zur Geburt im Haus für Mutter und Kind bleiben zu können und die Lehre danach zu beenden, aber vorerst war kein Platz frei. Der Kindesvater wollte von der Schwangerschaft nichts wissen und keine Verantwortung übernehmen, vor allem aber nichts zahlen. Auch nicht für die Abtreibung. Ich informierte den Lehrherrn über die Schwangerschaft und seit der Meldung hatte ich dort kein schönes Leben mehr. Die Chefin sagte „Lass das Kind doch wegmachen, du verhaust dir dein ganzes Leben damit“ und „Wer soll dann die Arbeit machen“. Ich war sehr enttäuscht, hatte aber Gott sei Dank meine Familie als Rückhalt, die sich auf mein Kind freute. „Wir schaffen das schon“, meinten sie.

Im Jänner passierte jedoch etwas Schlimmes, mir wurde empfohlen zu kündigen – oder ich würde vom Chef „rausgeworfen“. Ich wollte mir das nicht bieten lassen und ging zur AK-Beratung. Irgendwie habe ich das Gespräch dort so verstanden, dass ich kündigen solle und dies tat ich auch. So stand ich auf der „Straße“, ohne Zimmer, ohne Geld und ohne Versicherung … ohne Aufenthaltsbescheinigung (dies müssen alle EU-Bürger haben) …

Gott sei Dank wurde ich dann im Projekt „Haus für Mutter und Kind“ aufgenommen als dringlicher Notfall, ich habe mich sofort (trotz sichtbarer Schwangerschaft) um eine neue Arbeitsstelle gekümmert, um wenigstens versichert zu sein. Ich erhielt auch Unterstützung vom Familienreferat und von ALS. Letztlich aber habe ich mich entschieden in die Heimat zurückzukehren, mit Unterstützung meiner Mutter und meines Stiefvaters, zu dem ich kein so gutes Verhältnis hatte. Wir klärten dort alles mit den Ämtern ab … Es war ein schwerer bürokratischer Weg, aber bald ist es soweit.

Das Ende dieser Geschichte

Der Stiefvater hat eine Wohnung für sie in der Heimat gefunden, der Exfreund ist mit ihr wieder in einer Beziehung und freut sich ebenfalls auf das Kind – sie wird von den beiden Männern auch aus dem Krankenhaus abgeholt. Ihr Sohn wächst und gedeiht. Die Berufsausbildung ist abgeschlossen. Nathalie meldete sich voll Freude, dass ihr „schönster und liebster Sohn der Welt“ nun am 6. Juni da sei.